Wirtschaftlicher Erfolg und moralische Akzeptanz der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung spielen für deren Stabilität und evolutorische Effizienz eine zentrale Rolle. Der Sozialismus hat beides, Erfolg und Akzeptanz, nicht bewirken können. Demgegenüber hat die Marktwirtschaft unbestreitbar wirtschaftlichen Erfolg. Ordnung, Anreize und Moral stehen zwar gerade in der Marktwirtschaft in einem engen, unauflösbaren Zusammenhang, gleichwohl fällt es vielen schwer, sich mit dem marktwirtschaftlichen System zu identifizieren — wirklicher moralischer Respekt bleibt ihm häufig versagt. Vor allem der Wettbewerbsprozeß stößt bei vielen Menschen auf Kritik. Ihnen ist eine moralische Position fremd, die auf Eigeninteresse aufbaut und die Moral in erster Linie durch eine angemessene Gestaltung des Ordnungsrahmens zu verwirklichen sucht. In einer pluralistischen Welt kann jedoch individuelles moralisches Bewußtsein nicht das alleinige und nicht einmal das grundlegende Steuerungselement sein. Es bedarf vielmehr einer Koordination über allgemeine Regeln und Institutionen. Weil Menschen systematisch auf die von dem Regelwerk ausgehenden Anreize reagieren, ist immer wieder zu prüfen, ob von den Regeln die richtigen Signale ausgehen, um das individuelle Handeln in eine gesellschaftsverträgliche Richtung zu lenken. Im Rahmen des Ordnungssystems hat der Wettbewerbsprozeß eine moralisch bedeutsame Funktion: Er verhindert Verschwendung, ist Triebkraft der wirtschaftlichen Entwicklung und bietet Schutz vor Willkür und Ausbeutung; er eröffnet Chancen für jene, die aus eigener Kraft und in eigener Verantwortung ihr Leben gestalten wollen. Seine positiven Wirkungen kann er allerdings nur in einem offenen System entfalten, wenn also der Zugang für neue Anbieter von Gütern, Diensten und Ideen nicht versperrt ist und wenn der Preismechanismus das Handeln der Menschen im Markt koordiniert. Der Konzeption der Sozialen Marktwirtschaft entspricht es, in erster Linie durch die angemessene Gestaltung der ökonomischen Rahmenordnung dafür zu sorgen, daß aus dem Wirtschaftssystem heraus sozial wünschenswerte Verhältnisse entstehen können. Die beste Sozialpolitik ist mithin eine erfolgreiche Marktwirtschaftspolitik. Dennoch: Die Marktwirtschaft braucht zusätzlich Vorkehrungen gegen unverschuldetes Elend. Soziale Sicherung und sozialer Ausgleich sind ein wesentliches konstitutives Element des Ordnungssystems. Ohne sie wäre die moralische Akzeptanz und die hohe Effizienz der marktwirtschaftlichen Prozesse kaum zu erwarten. In der wirtschaftlichen Realität und der wirtschaftspolitischen Praxis bestehen gravierende ethische Defizite. Der ordnungspolitische Handlungsbedarf ist außerordentlich groß: für mehr Wettbewerb und Chancengerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt, für mehr Subsidiantat und Solidarität in der Sozialen Sicherung, für offene Märkte als praktizierte Solidarität in der Weltgemeinschaft, für eine höhere Akzeptanz des technischen Fortschritts und für einen besseren Schutz der Umwelt zur Vorsorge für künftige Generationen. Die politischen Entscheidungen aber sind gekennzeichnet von ordnungspolitischen Halbherzigkeiten. Organisierte Interessengruppen werden zur Sperrklinke für notwendige Reformen. Wie kein anderes Mittel könnte jedoch das Bewußtsein der Öffentlichkeit um die Krise der öffentlichen Finanzen (und die gefährdete internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen) den Politikern aus ihrem Dilemma gegenüber den Interessengruppen heraushelfen: In der Krise kann es sich auch politisch auszahlen, sich als Verfechter der ethisch gebotenen ordnungspolitischen Erneuerung und Weiterentwicklung der Sozialen Marktwirtschaft zu profilieren.
Wirtschaftlicher Erfolg und moralische Akzeptanz der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung spielen für deren Stabilität und evolutorische Effizienz eine zentrale Rolle. Der Sozialismus hat beides, Erfolg und Akzeptanz, nicht bewirken können. Demgegenüber hat die Marktwirtschaft unbestreitbar wirtschaftlichen Erfolg. Ordnung, Anreize und Moral stehen zwar gerade in der Marktwirtschaft in einem engen, unauflösbaren Zusammenhang, gleichwohl fällt es vielen schwer, sich mit dem marktwirtschaftlichen System zu identifizieren — wirklicher moralischer Respekt bleibt ihm häufig versagt. Vor allem der Wettbewerbsprozeß stößt bei vielen Menschen auf Kritik. Ihnen ist eine moralische Position fremd, die auf Eigeninteresse aufbaut und die Moral in erster Linie durch eine angemessene Gestaltung des Ordnungsrahmens zu verwirklichen sucht. In einer pluralistischen Welt kann jedoch individuelles moralisches Bewußtsein nicht das alleinige und nicht einmal das grundlegende Steuerungselement sein. Es bedarf vielmehr einer Koordination über allgemeine Regeln und Institutionen. Weil Menschen systematisch auf die von dem Regelwerk ausgehenden Anreize reagieren, ist immer wieder zu prüfen, ob von den Regeln die richtigen Signale ausgehen, um das individuelle Handeln in eine gesellschaftsverträgliche Richtung zu lenken. Im Rahmen des Ordnungssystems hat der Wettbewerbsprozeß eine moralisch bedeutsame Funktion: Er verhindert Verschwendung, ist Triebkraft der wirtschaftlichen Entwicklung und bietet Schutz vor Willkür und Ausbeutung; er eröffnet Chancen für jene, die aus eigener Kraft und in eigener Verantwortung ihr Leben gestalten wollen. Seine positiven Wirkungen kann er allerdings nur in einem offenen System entfalten, wenn also der Zugang für neue Anbieter von Gütern, Diensten und Ideen nicht versperrt ist und wenn der Preismechanismus das Handeln der Menschen im Markt koordiniert. Der Konzeption der Sozialen Marktwirtschaft entspricht es, in erster Linie durch die angemessene Gestaltung der ökonomischen Rahmenordnung dafür zu sorgen, daß aus dem Wirtschaftssystem heraus sozial wünschenswerte Verhältnisse entstehen können. Die beste Sozialpolitik ist mithin eine erfolgreiche Marktwirtschaftspolitik. Dennoch: Die Marktwirtschaft braucht zusätzlich Vorkehrungen gegen unverschuldetes Elend. Soziale Sicherung und sozialer Ausgleich sind ein wesentliches konstitutives Element des Ordnungssystems. Ohne sie wäre die moralische Akzeptanz und die hohe Effizienz der marktwirtschaftlichen Prozesse kaum zu erwarten. In der wirtschaftlichen Realität und der wirtschaftspolitischen Praxis bestehen gravierende ethische Defizite. Der ordnungspolitische Handlungsbedarf ist außerordentlich groß: für mehr Wettbewerb und Chancengerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt, für mehr Subsidiantat und Solidarität in der Sozialen Sicherung, für offene Märkte als praktizierte Solidarität in der Weltgemeinschaft, für eine höhere Akzeptanz des technischen Fortschritts und für einen besseren Schutz der Umwelt zur Vorsorge für künftige Generationen. Die politischen Entscheidungen aber sind gekennzeichnet von ordnungspolitischen Halbherzigkeiten. Organisierte Interessengruppen werden zur Sperrklinke für notwendige Reformen. Wie kein anderes Mittel könnte jedoch das Bewußtsein der Öffentlichkeit um die Krise der öffentlichen Finanzen (und die gefährdete internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen) den Politikern aus ihrem Dilemma gegenüber den Interessengruppen heraushelfen: In der Krise kann es sich auch politisch auszahlen, sich als Verfechter der ethisch gebotenen ordnungspolitischen Erneuerung und Weiterentwicklung der Sozialen Marktwirtschaft zu profilieren.