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Im Jahr 1997 ist die gesamtwirtschaftliche Produktion in Ostdeutschland merklich schwächer gestiegen als in Westdeutschland. Die Nachricht wurde allenthalben mit Enttäuschung registriert; da und dort hat sie auch zu Irritationen geführt. Der Aufschwung Ost, so war zu lesen, sei ins Stocken geraten. Nicht von ungefähr stehen wieder jene pessimistischen Szenarien hoch im Kurs, die Anfang der neunziger Jahre vorübergehend die Diskussion dominierten, als die Euphorie jäh in Ernüchterung umschlug. Sie beschreiben Ostdeutschland als eine wirtschaftlich schwache Region, die dauerhaft auf Hilfe von außen angewiesen bleibt. Der vergleichsweise geringe Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Produktion ist jedoch maßgeblich auf den Rückgang der Produktion im Baugewerbe zurückzuführen, das in Ostdeutschland immer noch ein großes Gewicht hat und mithin rechnerisch stark zu Buche schlägt. Dadurch wird verdeckt, daß inzwischen das Verarbeitende Gewerbe kräftig expandiert und, wie es aussieht, zu einer eigenständigen Wachstumsdynamik findet. Damit zeigt sich, daß der industrielle Neuaufbau in Ostdeutschland gut vorankommt — und zwar auf breiter Basis. Das paßt nicht zu einem Mezzogiorno-Szenario. Das Bundesministerium für Wirtschaft hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin, das Institut für Weltwirtschaft, Kiel, und das Institut für Wirtschaftsforschung Halle im Rahmen des Forschungsprojekts „Gesamtwirtschaftliche und unternehmerische Anpassungsfortschritte in Ostdeutschland" beauftragt, das Thema „Aspekte der Reindustrialisierung in den neuen Bundesländern" schwerpunktmäßig zu bearbeiten. Die Institute legen hiermit ihren Bericht vor; es ist der achtzehnte in ununterbrochener Reihenfolge. Hierin werden erste Ergebnisse einer Umfrage bei mehreren tausend ostdeutschen Industrieunternehmen präsentiert, die das DIW im Winter 1997/98 durchgeführt hat. Eine vertiefende Auswertung wird an anderer Stelle vorgenommen. |
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